Sicherheit

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RATGEBER: SICHERHEIT


Fahrradfahren mit oder ohne Helm?
Wie Funde aus der Steinzeit belegen ist ein menschlicher Schädel nicht besonders schlag­resistent. Nun haben die Besitzer dieser Schädelknochen schon lange keine Kopfschmerzen mehr – im Gegensatz zu Ihnen, wenn sich Ihnen bei einem Fahr­rad­sturz ein einfaches Mittel in den Weg stellt. Manchmal denke ich darüber nach, welche andere Entwicklung die Geschichte genommen hätte, wenn der gefundene Steinzeit-Schädelknochen einen Fahrradhelm auf gehabt hätte.

Pro und Kontra:
Die Sache mit dem Helm, ist eine der heiß umkämpften Fragen in der Fahrradbrache. Die einen sagen etwas von „eingeengt sein“, „sich frei fühlen müssen“ und „zu warm“ und die andern sagen was von „sich nackt fühlen“, „Sicherheit vermissen“ und sogar „cool aussehen“. Wer hat nun Recht?
Fakten?
Dadurch, dass der Schädelknochen aus einem recht weichen und porösen Material besteht, reagiert er auf punktuelle Eindrücke sehr empfindlich. Solange sie nicht stürzen, werden sie den Helm vollkommen umsonst aufhaben. Das könnte, je nach Fahrkönnen und Glück, auch ein Leben lang sein. Wenn sie aber hinknallen, natürlich mit dem Kopf voraus, ist so ein Helm in diesem Augenblick sehr hilfreich (siehe Steinzeitmensch).

Wenn Sie also Ihren Helm als „die ultimative Fahrradmütze“ verstehen, der die Sonne abhält, den Kopf sanft mit einem kühlenden Wind umweht und auch noch ein praktisches Sonnenschirmchen in die blendenden Lichtstrahlen hält, so ist das Tragen des Helmes schon viel angenehmer. Und sollten Sie dann hinknallen, so wird in 1000 Jahren keiner sagen: Na diese modernen Menschen haben sich aber auf die Birne geklopft.

Einstellungssache
Sollten Sie immer noch nicht zu den Helmträgern gehören und jetzt anführen, sie seien noch nie hingefallen und sie könnten so gut fahren, dass Sie auch weiterhin alles im Griff haben, so teile ich Ihnen hier mit, wie ich es halte: Ohne Helm bitte nur 50% des Fahrkönnens einsetzen und sehr langsam und sehr risikoarm fahren, damit Sie im Ernstfall noch mindestens 50% Ihres Fahrkönnens draufpacken können um nicht zu fallen. Anders gesagt, wenn ich weiß, dass ich mehr Können (oder Risiko) einsetzen möchte und damit das Sturzrisiko steigt, habe ich einen Helm auf! Versprochen!

Fazit: Ein Helm ist schon eine prima Mütze und Sicherheit bringt sie außerdem. Wenn Sie Risiko auf dem Fahrrad eingehen, dann ist so ein Helm vielleicht das wichtigste Kleidungsstück. Wenn Sie sicher kein Risiko eingehen (und nur dann), geht es auch zur Not ohne. Aber bedenken Sie, dass das Risiko nicht nur von Ihnen abhängt!!!

Die Vorderbremse mit der rechten oder der linken Hand bedienen?
Zu Beginn brauche ich von Ihnen eine ehrliche Antwort auf die Frage: Wo ist der Hebel Ihrer Vorderradbremse? Rechts oder links? Und? Wissen Sie es? Die Profis unter Ihnen wissen es sofort.

Was ist denn nun so wichtig daran, wo der Hebel der Vorderradbremse sitzt?
Ein Fahrrad hat immer zwei Bremsen (Vorschrift!) und der Hebel der Vorderradbremse ist immer am Lenker. Dabei taucht direkt die Frage auf, was ist denn nun besser: Die Vorderradbremse mit der rechten oder linken Hand bedienen oder eher die Hinterradbremse benutzen?

Die Unterschiede zwischen Vorderrad und Hinterradbremse
Die Hinterradbremse gibt es als Rücktrittbremse, als Handbremse oder sogar beides. Die Hinterradbremse ist von der Wirkung her unkompliziert, gut zu gebrauchen und auch im übertriebenen Bremsfall beherrschbar. Aber die Bremsleistung ist aus physikalischen Gründen sehr gering (Bremsen Sie einmal Ihr Auto nur mit der Handbremse ab!).

Die Vorderradbremse gibt es als Felgenbremse, Scheibenbremse oder Nabenbremse. Die Vorderradbremse ist von der möglichen Bremsleistung sehr gut, muss aber vorsichtiger bedient werden, da Sie mit dem Vorderrad Ihr Gleichgewicht halten und ein blockieren oder verreißen des Lenkers immer mit einem beinahe Sturz gekoppelt ist.

Sie haben also die Wahl: Bremsen mit der Hinterradbremse aber dem vierfachen Bremsweg oder die Vorderradbremse mitbenutzen und so die Geschwindigkeit erheblich schneller verringern.
Wie lässt sich die Vorderradbremse gut dosieren?
Die Vorderradbremse ist, wie oben schon beschrieben, ein bisschen schwierig zu dosieren und kann im Extremfall zum Sturz führen. Sie ist aber wegen der hervorragenden Bremsleistung unverzichtbar. Hier kann jetzt nur Gefühl, Übung und Erfahrung die Sicherheit bringen.

So sollte der Hauptbremsdruck bei einer halbgeschlossenen Hand anliegen und von der Handhaltung entspannt sein. Aber mit welcher Hand?

Vorderradbremse rechts oder links?
Hier gibt es verschiedene Meinungen. Die ersten sagen: Wir Rechtshänder haben rechts mehr Kraft und daher kommt die schwerer zu ziehende Hinterradbremse nach rechts, die leichter zu ziehende Vorderradbremse auf die linke Seite.


Die zweite Gruppe der Fachleute, zu denen ich mich auch zähle sagen: Unsinn!! Jeder hat eine schlaue Hand (feinmotorisch und gefühlvoll) und eine doofe Hand (grobmotorisch und ungeübt). Da die Vorderradbremse je nach Lenkeinschlag, Hinterrad- und Vorderradhaftung feiner dosiert werden muss, im Extremfall um sich dem beinahe Sturz so gerade zu entziehen, gehört dieser Bremshebel an die schlaue Hand!! Das heißt für Linkshänder links und für Rechtshänder rechts.

Die dritte Gruppe sind die Radfahrer, die auch ein motorisiertes Zweirad fahren. Beim Motorrad sitzt links der Kupplungsheben. Für diese Gruppe kommt auch beim Fahrrad der Bremshebel für die Vorderradbremse nur rechts in Betracht – auch bei Linkshändern, denn wenn man bremsen muss, ist zum Umdenken keine Zeit.

Fazit: Es gibt unterschiedliche Meinungen, am sichersten ist aber auf jeden Fall das Bremsen mit Vorder- und Hinterradbremse. Eine locker Haltung, gute Bremsen, die richtige Hand an der Bremse und viel Übung – dann kann die nächste Autotüre kommen.

Bremsen mit der Rücktrittbremse?
Fahren Sie Auto? Wenn ja, dann machen Sie doch einmal mit mir Kopf Kino. Sie fahren mit Ihrem Auto ganz entspannt mit 130km/h über die Autobahn. Im Radio läuft ein schöner Song. Plötzlich löst sich rechts vor Ihnen, von einem Lastwagen, ein Anhänger und stellt sich vor Ihnen quer. Sie greifen mutig in die Handbremse und ziehen diese mit einem Ruck bis zu Ihrem rechten Ohr. Sonst machen Sie nix und warten …! Ich gehe davon aus, dass Sie so nie handeln würden.
Bei einem Auto bremst die Handbremse nur die Hinterräder. Auf einem Fahrrad ist diese Story gleich zu setzen mit der aufgehenden Autotür und der ausschließlichen Benutzung der Rücktrittbremse.

Die Rücktrittbremse am Fahrrad stammt aus einer Zeit, als die Vorderradbremse noch wenig wirksam oben auf den Vorderreifen drückte. Sicherlich ist sie eine stabile und fast pflegelose Mechanik. Sie bremst aber eben nur das Hinterrad, das aus physikalischen Gründen nur eine begrenzte Bremskraft erzeugen kann. Damit taugt die Rücktrittbremse als gute Zusatzbremse, als alleiniges Brems- und Anhaltemittel ist Ihre Kraft aber zu gering. Das bedeutet, dass Sie die Vorderradbremse, die durch einen Ihrer Handbremshebel bedient wird, auf jeden Fall mitbenutzen müssen.

Stellen Sie sich jetzt bitte noch einmal die Situation mit dem Radfahrer und der Autotür vor. Wenn Sie erst einmal die Rücktrittbremse bis zum Boden durchdrücken, wird Ihr Hinterrad blockieren und ausbrechen. Danach hat Ihr Hirn mit Autotüre, Gleichgewicht und hinten wegrutschen so viel zu tun, dass Sie die Vorderradbremse im Leben nicht mehr

anrühren – auf jeden Fall nicht gezielt einsetzen können. Die Chance, dass Sie dadurch dem Arzt in der Notaufnahme die Situation noch einmal schildern müssen, steigt damit deutlich.

Besser ist es, wenn Sie sich – bevor solch eine Situation auftritt – an Ihre Vorderrad-Bremse (egal ob Felgen-, Scheiben- oder Nabenbremse) gewöhnen und diese als Ihre Haupt-Bremse betrachten. Gehen Sie dazu mit Ihrem Fahrrad auf einem großen Platz. Malen Sie sich einen Strich auf dem Asphalt als imaginäre Autotüre. Jetzt ziehen Sie mit Ihrem Rad entspannt große Kreise. Immer wenn Sie Ihre „Autotüre“ sehen, bremsen Sie so spät wie möglich. Probieren Sie einmal alle Möglichkeiten des Bremsens aus. Bremsen Sie mal nur mit der Vorderbremse, mal nur mit der Rücktrittbremse und mal mit beiden.

Sie werden schnell feststellen, dass Sie beide Bremsen brauchen und dann tasten Sie sich langsam an Ihre perfekte Bremstechnik heran. Ich verspreche Ihnen, dass einige von Ihnen sehr überrascht sein werden, wie kurz der Bremsweg mit dem Fahrrad, auch aus höheren Geschwindigkeiten, sein kann.

Radgebertexte: re-Cycler/Thomas Just
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